Solinger Künstler in der Kunstregion Rheinland zwischen 1933-1945
Moorsoldaten? Eine Spurensuche
Im Jahr 2024 begeht die Stadt Solingen ihr 650-jähriges Jubiläum. Zu diesem besonderen Anlass konzentriert sich das Museum Zentrum für verfolgte Künste auf ein Thema von lokaler Bedeutung. Im Konzentrationslager Börgermoor bei Papenburg entstand das „Lied der Moorsoldaten“, geschrieben und vertont von den Häftlingen Johann Esser, Wolfgang Langhoff und Rudolf (Rudi) Goguel. Bei der „Erstaufführung“ im KZ sangen ehemalige Mitglieder Solinger Arbeiterchöre als Lagerinsassen das Lied. Langhoff, Schauspieler und Autor, machte das Lied und das Leid in den frühen Konzentrationslagern 1935 in seinem Buch „Die Moorsoldaten“ weltweit bekannt. Die gleichnamige Solinger Ausstellung führt in die Bedeutung des Liedes bis heute ein, präsentiert Kunstwerke von Georg Paul Heyduck aus der Sammlung der Bürgerstiftung für verfolgte Künste und von Hanns Kralik, der ebenfalls Häftling in Börgermoor war und Langhoffs Buch mit zwei Illustrationen bereicherte.
Die bildenden Künstlerinnen und Künstler in der Industriestadt Solingen waren stets zum Rheinland hin orientiert, wobei die Düsseldorfer Kunstakademie eine besondere Rolle spielte. Ein Vergleich mit einer Kunstmetropole mag zwar kühn erscheinen, doch entwickelte sich in Solingen und Umgebung während der Weimarer Republik eine lebhafte Kunstszene, die über das Provinzielle hinausging. Es fanden regelmäßige Frühjahrs-, Herbst- und Winterausstellungen statt. Verschiedene politisch orientierte Tageszeitungen berichteten umfassend über diese Ereignisse und boten den Künstlern Plattformen, um ihre Perspektiven zur Kunstentwicklung zu veröffentlichen.
Der Hauptteil der Ausstellung widmet sich den Künstlern in Solingen und Umgebung und zeigt, wie das NS-Regime Anreize zur Integration in die Volksgemeinschaft schuf oder wie Ausgrenzung und Verfolgung stattfanden. Der Bildhauer Ludwig Gies, bereits in der Weimarer Republik erfolgreich, wurde einerseits diffamiert und erhielt andererseits Aufträge für Kunstwerke im Sinne der NS-Ideologie. Der junge Kunststudent Paul Ern wurde von seinem Lehrer an der Akademie in Düsseldorf nach Berlin entsandt, wo er 1936 Wandmalereien im Olympischen Dorf realisierte. Der Solinger Maler Ernst Walsken, aufgrund seines politischen Widerstands inhaftiert, war Häftling in Papenburg-Esterwegen und zählte zu den „Moorsoldaten“.
Die Ausstellung zeigt Kunstwerke aus Privatbesitz und dokumentiert die Kunstszene in Solingen anhand von Dokumenten und Zeitungsartikeln aus den Jahren 1933-1945.
14. November 2024 bis 16. Februar 2025
Zentrum für verfolgte Künste
Wuppertaler str. 160
42653 Solingen
Gefördert durch die Regionale Kulturförderung des Landschaftsverbandes Rheinland