Claudia Gahrke
Foto: Christian Beier

Warten auf die Freiheit

Das Stück

Warten auf die Freiheit“, so heißen die Erinnerungen des Widerstandkämpfers und Malers Ernst Walsken. Sie bilden die Grundlage des gleichnamigen Theaterstücks.

Ernst Walsken leistete Widerstand und wurde verraten. Kurz zuvor besuchte er noch die Düsseldorfer Kunstakademie, nun ist er ein Strafgefangener und Moorsoldat. Von solchen und anderen Ungeheuerlichkeiten handelt das Stück.

Der Theaterfigur Ernst wird im Stück eine Figur namens Die Zeit zur Seite gestellt die als auktorialer Erzähler fungiert und Ernst Walskens Erinnerungen mit Zeitdokumenten flankiert, die die weltpolitische Lage und deren Dynamik abbilden.

Aber auch mit lokalen Mitteilungen über „Die Stürmung der Synagoge an der Malteserstraße“, Zeitungsanzeigen und Kino-Werbungen die den Alltag der Menschen in Solingen widerspiegeln und veranschaulichen, wie sich dieser sukzessive verändert.

„Lassen Sie Ihren Angehörigen bei der Wehrmacht die Heimatzeitung durch Feldpost nachsenden“, „Solinger Tageblatt an die Front!“

Das Stück zeichnet die Konstituierung einer neuen „Normalität“ nach, auch die neue Lebensrealität Ernst Walskens im Strafgefangenenlager.

Zu welcher Musik tanzt die Welt? Was läuft im Kino?

Fast eine halbe Milliarde Kinobesuche im Jahre 1938. Die Solinger Kinos Monopol-Theater und Grünewald-Lichtspiele zeigen: „Katja die ungekrönte Kaiserin“. Die Mangenberger-Lichtspiele: „Nächte in Neapel“.

Das Stück „Warten auf die Freiheit“ eröffnet ein Panorama der Gleichzeitigkeit, zeigt wie auch in Solingen Menschen den Alltag behaupteten, während die Welt in Flammen stand.

Zum Programm des Illusionisten Bosco im Stadtsaal Wald gehört 1939 das Verschwinden von zwölf Personen auf einmal. Hitler plant in weitaus größeren Dimensionen.

Und währenddessen zeichnet Ernst Walsken unter Lebensgefahr und wartet auf die Freiheit.

 

Claudia Gahrke

Autorin und Schauspielerin